Der Landschaftspark Gereuther Tannen entstand etwa zur gleichen Zeit wie der Landschaftspark Bettenburg und ist ein Zeugnis der Zeit des englischen Landschaftsparks. Der englische Landschaftspark entstand als Gegenbewegung zum französichen Barock. Im Barock, als Kind des Absolutismus, wurde die chaotische Natur durch den Menschen mittels Formschnitt erst zur Vollkommenheit verschönert.
Als Reaktion auf soziale und wirtschaftliche Veränderungen entstand in England eine neue Naturauffassung, die sich im Landschaftsgarten spiegelte. Die Natur war, durch den Fortschritt auf allen Gebieten, nicht mehr ungezähmt und bedrohlich und wurde als das Erhabene und Schöne romantisch verklärt. Die Natur sollte einem Gemälde einer idealen Landschaft gemäß gestaltet werden. Als Leitmotiv galt Arkadien, die Ideallandschaft der griechischen Antike, das Land der guten Sitten, des stillen Friedens und des sorgenfreien Hirtenlebens. Nachdem Anfang des 18. Jahrhunderts Berichte von chinesischen Gärten nach Europa kamen, entstanden in den Parks chinesische Teehäuser und Pavillons.
Rekonstruktion „Gereuther Tannen“ durch Kreisheimatpfleger Gunter Lipp
In dieser Zeit entstand der Landschaftspark Gereuther Tannen, ein heute versunkener Landschaftspark mit besonderem Reiz. In den „Heimatlichen Blättern“ der Gemeinde Untermerzbach ist der Landschaftspark detailliert beschrieben. Der Landschaftspark ist heute von der Natur weitgehend zurückerobert. Viele der Garteneinrichtungen, wie Säulen oder gebauten Ruinen sind heute noch erkennbar, versunken sind Einrichtungen wie der chinesische Pavillon.
Auszug „Heimatkundliche Blätter“ S.2:“ … man „über einen mit Sand überführten Weg auf einen freyen großen Platz“ kommt, an dem eine von einer Birkenholzbrücke überspannte Felsenquelle drei kleinere – mit Immergrün eingefasste – Seen bildet. Deren baumumstandener Abfluss lädt an einer Vertiefung zum Baden ein und bildet „zugleich ein großes Amphietheater (…) in seiner natürlichen Lage“. Der Verlauf des Weges führt“ … „zu einem halbkreisförmigen Platz, dessen Zentrum der auch heute noch vorhandene sog. Theresien-Stein bildete. Dieses „Denkmahl Theresens“ , ein „15. Schuh hoher Obelisk“ mit der Jahreszahl 1797…“
… „der weiteren Inschrift „F.V.G.Z.V“ des Steins verweist diese Abkürzung auf Theresia Freiin/Freifrau von Greiffenclau zu Vollraths. „
… „eine „Kugelbahn“, „ein schöner Tanzplatz“, ein Wirtshäuschen aus Schilf und Stroh, ein Kaffeehaus aus Fichtenstämmchen, ein Feuerherd mit Keller „ringsum mit vielen Sitzen“.
Einige Beschreibungen erinnern an heutige Gärten mit der Dekoration und gebauten Ruinen oder fernöstlichen Ausstattungen. …“
Ein spannender Rundgang mit den „Heimatkundlichen Blättern“ diesen versunkenen Landschaftspark zu entdecken.
Bildquelle: Bildarchiv Gemeinde Untermerzbach, Fotos Edgar Maier.